26.02.2017 - 17:06 | Matthias K. | NEP

Sehr geehrte Damen und Heren,

sowohl für die Wechselstromleitung P44 mod als auch die P44 befinden sich Gebiete der Stadt Rödental im Suchkorridor. Mit dem Bau der 380-kV Leitung Altenfeld – Redwitz direkt durch das Gebiet unserer Stadt Rödental wurden die Schutzgüter Mensch und Natur bereits deutlich über das zulässige Maß hinaus belastet. Sowohl im Raumordnungsverfahren als auch im Planfeststellungsverfahren wurden Beeinträchtigungen attestiert, die nach unserer Auffassungen bereits zu einem negativen Ausgang des Planfeststellungsverfahrens hätten führen müssen. Jede weitere, auch nur teilweise, zusätzliche Beeinträchtigung der Schutzgüter Mensch und Natur in Rödental durch neue Leitungsbauvorhaben ist keinesfalls zulässig und hinnehmbar.
In unzulässiger Weise wären insbesondere folgende Schutzgüter im Einzelnen betroffen:

- Schutzgut Mensch durch die kumulativen Belastungen durch gesundheitsgefährdende bzw. stark belästigende Auswirkungen,

- Schutzgut Pflanzen, Tiere und biologische Vielfalt durch Eingriffe in FFH-Gebiete und Vogelschutzgebiete,

- Schutzgüter Boden und Landschaft durch weitere massive Eingriffe in die bereits durch zahlreiche überregionale Infrastrukturmaßnahmen extrem
belastete Landschaft.

Gegen die oben genannten Planungen sprechen weiter:

a) Die Stadt Rödental hat mit der Realisierung, der Inbetriebnahme der 380-kV-Leitung (Thüringer Strombrücke) und den damit verbundenen (gravierenden)
Eingriffen in Natur- und Landschaft ihren Beitrag zur Energiewende Deutschlands geleistet.

b) Die Stadt Rödental hat im Zuge der Verkehrsprojekte Deutsche Einheit die beiden Projekte: ICE-Neubaustrecke Ebensfeld – Erfurt und die Autobahn A73
Nürnberg – Suhl in die Gesamtentwicklung des oberfränkischen Raumes sowie der länderübergreifenden Entwicklung Bayern/Thüringen eingebracht. Auch hier wurde in Natur und Landschaft in großem Umfang eingegriffen und für immer zerstört.

c) Mit dem beabsichtigten Bau der Leitungen wird massiv in die Natur und das Landschaftsbild eingegriffen. Wie bei der bereits gebauten 380-kV-Leitung (Thüringer Strombrücke) wäre erneut eine Vielzahl von Schutzgebieten in und um Rödental betroffen. Ein angemessener Ausgleich kann nicht geschaffen werden! Gerade die mit sehr viel Zeitaufwand, Finanzmitteln und ehrenamtlichem Engagement ausgearbeiteten Managementpläne für FFH-Schutzgebiete laufen somit ins Leere und stellen ihre Bedeutung für den Naturschutz in Frage.

d) Die geplante Netzverstärkung durch die P44, Trassenverläufe und Netzausbauten würde die geplanten Entwicklungen der Stadt Rödental, gerade auf den Gebieten: Wohn- und Gewerbeansiedlung, Sicherung und Erhaltung der vielfältigen Naturräume und Ausbau der Tourismusbranche erheblich beeinträchtigen, wenn nicht sogar stoppen! Die geplante interkommunale Zusammenarbeit mit der Nachbarkommune Dörfles-Esbach, für ein gemeinsames Gewerbegebiet an der A 73 wäre somit in Gefahr. Steuereinnahmen werden nicht generiert, Unterhaltsmaßnahmen, Investitionen und Entwicklungschancen können nicht umgesetzt werden.

e) Bei der planfestgestellten und gebauten Trasse: 380-kV-Leitung (Thüringer Strombrücke) handelt es sich um keine „Bestandstrasse“. Eine Ertüchtigung,
so die Planungsabsichten, ist aus technischen Gründen nicht möglich. Dies wurde im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung vom Netzbetreiber
bestätigt. Ein Abriss wäre die Folge: Steuerverschwendung für die alle Kunden zahlen müssten!
f
) Infrastrukturprojekte der Deutschen Einheit sind von allen Landesteilen solidarisch zu tragen! Auch wenn eine Region wie Rödental mit der ICE-
Neubaustrecke Ebensfeld – Erfurt, der Autobahn A 73 Nürnberg – Suhl und der Umgehung Rödental (B 4) von diesen Projekten teilweise profitiert, kann
dies nicht als Argument einer Bündelung und somit zu weiteren Belastungen führen. Diese Belastungen sind nicht nur visueller Art, auch die Belastungen
durch Flächenverbrauch und somit Entzug von wirtschaftlich notwendigen Flächen für unsere Landwirtschaft wären die Folge und hätten Konsequenzen. Wenn so viel Wert auf Bündelung gelegt wird, hätten viele Infrastrukturprojekte auf alte, bestehende Autobahnstrecken oder Eisenbahntrassen gebaut werden müssen.

g) Die Stadt Rödental hat in den vergangenen Jahrzehnten im Rahmen von Dorferneuerungsmaßnahmen mit Unterstützung privater Maßnahmen
versucht, die Funktionsfähigkeit der Stadtteile aufrechtzuerhalten. Mit einer funktionierenden örtlichen Gemeinschaft, der Aufwertung des Ortsbildes sowie
der Sanierung von Erschließungsleitungen konnte die Attraktivität erhalten und ausgebaut werden. Nur mit derartigen Maßnahmen kann dem demografischen
Wandel entgegengetreten werden, nur so lässt sich die „Landflucht“ von jungen Menschen aufhalten. Die von der Bundesnetzagentur zusammen mit den Netzbetreibern ausgearbeiteten Trassenverläufe sind daher kontraproduktiv zu unseren Anstrengungen, sie sind daher zu verwerfen!

h) Derzeit erarbeitet die Stadt Rödental im Rahmen eines durch den Bund geförderten Projektes „Klimaschutzteilkonzept – Fläche“ Lösungsansätze gegen den Leerstand von Wohnhäusern und Gaststätten in Rödental. Alle Bemühungen, unsere Region attraktiv zu halten bzw. noch attraktiver zu machen, werden durch geplante Netzausbau-Maßnahmen in Frage gestellt.

i) Mit einer möglichen Realisierung der Projekte werden weitere Flächen ihrer Nutzung entzogen. Folge davon wäre, dass gerade landwirtschaftliche Betriebe entfernte Flächen ankaufen oder pachten müssten. Welchen Sinn diese Entwicklung mit der Energiewende, Ökologie und Ökonomie ergibt, erschließt sich uns aus den Planungen nicht und wäre betriebswirtschaftlicher Wahnsinn.

j) Die bei einer möglichen Realisierung der P44 mod angedachte Lösung mit Abriss der gerade erst fertig gestellten 380-kV-Leitung (Thüringer
Strombrücke), entfernen der Fundamente und Bau von größeren Fundamenten sind realitätsfremd, wirtschaftlicher und politischer Irrsinn. Auch
die Aussagen der Netzbetreiber, dass die P44 mod ca. 130 km länger ist als die bisherige Planungslänge, lassen jedes Verständnis für derartige
„Umplanungen“ vermissen. Derartige Entscheidungen lassen in der Bevölkerung, als Steuerzahler bzw. als Stromkunde, kein Verständnis für die
Energiewende aufkommen.

k) Der Alternativvorschlag, eine weitere, parallel-verlaufende Trasse zur 380-kV-Leitung (Thüringer Strombrücke) bauen zu wollen, wird kategorisch abgelehnt. Gerade im Bereich von Rödentaler Stadteilen würde mit einer solchen Leitung der Abstand zur vorhandenen Wohnbebauung deutlich unterschritten. Somit nimmt auch die Gesundheitsgefährdung der Bevölkerung zu!

l) Nach den bisherigen Erfahrungen zur Energiewende (Abschalten der Atomkraftwerke, die Lichter gehen aus) geht die Stadt Rödental davon aus,
dass die bisherigen Netzplanungen fehlerhaft und überdimensioniert waren. Einspeisen regenerativer Energie, Laufzeitverlängerung von
Kohlekraftwerken, Zusicherung von Einspeisevergütungen, internationaler Stromhandel und nicht zu vergessen, die Gewinnmaximierung der vier großen
Energieversorger generieren die Notwendigkeit der geplanten Leitungen. Mit derartigen Planungen wird die Akzeptanz der Energiewende in der
Bevölkerung weiterhin schwinden.Wir erwarten, dass die Einwendungen der Stadt Rödental im Rahmen der Konsultation des Netzentwicklungsplans 2030 Berücksichtigung finden. Sowohl die Kommune als auch unsere Bürgerinnen und Bürger sind nicht bereit, weitere
Eingriffe in unsere Heimat hinzunehmen.

Ich fordere deshalb: Keinen Neubau oder Ausbau von Leitungstrassen innerhalb des Stadtgebiets von Rödental.

Matthias K.