04/25/2023 - 08:19 | Kirsten R. und Raimund S. | NEP

Betreff: Unsere Stellungnahme "Konsultation Netzentwicklungsplan Strom 2037 / 2045 (2023), 1. Entwurf

Betreff: "Konsultation Netzentwicklungsplan Strom 2037 / 2045 (2023), 1. Entwurf


Sehr geehrte Damen und Herren

nachstehend erhalten Sie meine / unsere Stellungnahme zum aktuellen Netzentwicklungsplan.

Die Erforderlichkeit der HGÜ-Leitung wird in der Öffentlichkeit unter anderem immer wieder damit begründet, dass der im Norden Deutschlands erzeugte Windstrom in den Süden transportiert werden muss. Diese Aussage ist nachweislich falsch; die Bürger werden hier wissentlich und absichtlich über den wahren Hintergrund des überdimensionierten Leitungsausbaus getäuscht (z. B. S. 68 und 235), die weitere Steigerung des grenzüberschreitenden Stromhandels.

Die in der Öffentlichkeit dargestellte Notwendigkeit des Windstromtransports vom Norden in den Süden ist schon aus dem Grund nicht richtig, weil das erzeugte Volumen nicht einmal für den Bedarf im nördlichen Teil Deutschlands ausreicht. An windreichen Tagen gibt es dann z. B. keinen Bedarf im Süden. Wenn der Strom aus erneuerbaren Energien dort verbraucht oder gespeichert werden würde, wo er erzeugt wird, gäbe es keine Netzengpässe. Eine dezentrale Stromerzeugung macht lange Stromtrassen, die vorzugsweise dem innereuropäischen Stromhandel dienen, überflüssig.

Durch die fehlende Transparenz des Informationsprozesses werden die Mitspracherechte und die Akzeptanz der betroffenen Städte, Gemeinden und deren Bürger nicht nur behindert, sondern bewusst verhindert. Das ist in besorgniserregendem Maße unethisch und undemokratisch, da der vom Netzausbau betroffene Bürger als wichtigster Stakeholder außen vor bleiben soll, getäuscht und möglicherweise sogar belogen wird. Damit widerspricht die Umsetzung des Projektes möglicherweise Art. 14 III GG und ist verfassungsrechtlich höchst bedenklich. Die auch von Deutschland unterzeichnete Aarhus-Konvention wird einfach übergangen.

Mit dem Ausbau der Offshore-Windkraft auf 70 GW soll die dezentrale Energiewende in ein zentrales Versorgungssystem zurückgedreht werden. Das kann nicht funktionieren. Die Natur und auch die Menschen werden sich dagegen stemmen. Das bestehende Übertragungsnetz ist nach einer Umstellung auf 100 Prozent Erneuerbare für eine4n überregionalen Austausch, auch für die Industrie, völlig ausreichend. Alles andere ist nicht finanzierbar.

Klar erkennbar in diesem NEP ist der Einfluss der alten großen Energieerzeuger auf die Netzausbaupläne. Mit diesen Trassen soll die zentrale Erzeugung von fossiler Energie und der überregionale Transport möglichst lange aufrechterhalten bleiben. Im Einklang mit dem Gesetzgeber (EnWG, EEG, NABEG, PlanSiG etc.) soll die Energiewende, wo immer möglich, verzögert werden. Alte Energie und große Netze sind zu Lasten der Verbraucher äußerst lukrativ für einige wenige.

Mit dem Ausbau der dezentralen erzeugten regenerativen Energien, der Beschleunigung des Ausbaus von Speichermöglichkeiten und dem Einsatz der nach der Abschaltung der Atomkraftwerke freiwerdenden Leitungsnetze ist die Versorgungssicherheit jeder Region in der Bundesrepublik Deutschland gewährleistet. Die konsequente Förderung und Nutzung von dezentral erzeugten Energien, wie Sonnen- und Windenergie, Biogasanlagen und Blockheizkraftwerken, unter Zuschaltung von schnell regulierbaren Gaskraftwerken zur Sicherheit, sowie die grundsätzliche Ausschöpfung der Energieeffizienzpotentiale reduzieren den Leitungsbedarf.

Gesundheitliche Auswirkungen für die an der Trasse wohnenden Menschen und die massiven Eingriffe in die Natur und das Wohnumfeld der Betroffenen, die Auswirkungen auf das Landschaftsbild und die Naturhaushalte, finden ebenfalls so gut wie keine Berücksichtigung im Netzentwicklungsplan. Das „Schutzgut Mensch“ existiert hier scheinbar überhaupt nicht. Dies zeigt auch die Tatsache, dass es keine verbindliche bundesweite Abstandsregelung zur Wohnbebauung gibt (wie z. B. bei Windkraftanlagen in Bayern).

Für uns persönlich bedeutet dieses Projekts auch einen Wertverlust unserer Altersvorsorge, da die Attraktivität unseres Ortes ad absurdum geführt wird und somit unsere Eigenheime massiv an Wert verlieren werden, da hilft auch keine direkte S-Bahn-Anbindung in die Großstadt Nürnberg. Es wird lebenswerter Wohn- und Lebensraum zerstört und für alle Zeiten entwertet!

Unsere Einwände sind zur Veröffentlichung freigegeben!


Mit freundlichen Grüßen

Kirsten M. und Raimund S.

25.04.2023

Veröffentlichte Mitzeichnungen

  • Beatrix M.
  • Holger M.