09.12.2015 - 20:54 | Stefan W. | NEP

Sehr geehrte Damen und Herren,
ich möchte mich im Rahmen des Konsultationsverfahrens gegen Teile des Netzentwicklungsplan 2025 aussprechen, weil mir scheint, dass hier weniger die Belange der an den Trassen lebenden Menschen als vielmehr die Interessen der hieran verdienenden Industrie Berücksichtigung finden.
Allein das Konstrukt, in dem einige wenige, vorher festgelegte Netzbetreiber und Erbauer die Szenarien erarbeiten nach denen später der Bedarf ermittelt wird (von ihnen selbst) nach dem sie selbst später dann wieder die Trassen bauen und auch betreiben dürfen, Umlage-finanziert vom kleinen Verbraucher und kaum durch die stromverbrauchende Industrie, gleicht einem Selbstbedienungsladen und hebelt Wettbewerbsrecht aus. Jede noch so kleine Baumaßnahme einer Gemeinde muss ordnungsgemäß ausgeschrieben werden, warum erfolgt dass bei einem so gigantischen Vorhaben nicht ?
Mit Wohlwollen haben ich die Initiativen zur Kenntnis genommen, die zumindest bei den HGÜ Trassen (Teile unseres Dorfes liegen im Planungskorridor des SUEDLINK) einen Vorrang für die Erdverkabelung bringen soll. Leider erscheint mir derzeit der wirkliche Bedarf der deutschen Bevölkerung an diesen Trassen nicht glaubhaft begründet. Man gewinnt eher den Eindruck, dass hier auf Kosten der Bürger, für die o.g. Netzbetreiber die Infrastruktur für einen europaweiten Handel mit zumeist wenig nachhaltig und ökologisch erzeugtem Strom geschaffen werden soll. Ein Schritt weg von dem Ziel einer ökologischen Energiewende, und ein Knüppel zwischen die Beine dezentraler Energieerzeuger. Wir als Anlieger haben von diesen Trassen keinerlei Gewinn, dürfen aber die Kosten und die möglichen gesundheitlichen Belastungen tragen. Ich vermisse weiterhin in dem NEP Planungen für eine Energiespeicherung zur Pufferung von Leistungs- und Verbrauchsschwankungen.
Unverantwortlicher Weise fehlt in dem NEP die definitive Festschreibung von Mindestabständen der geplanten Wechselstromtrassen zur Wohnbebauung. Wir sind durch die Trasse P43mod bedroht. Bereits jetzt stehen Häuser unseres Dorfes Dirlos (Gem. Künzell) nur etwas mehr als 100 m neben u.a. einer schon existierenden 380 KV Leitung. Insbesondere erscheint mir die Nähe unseres Kindergartens zu dieser Leitung ein Problem, denn weiterhin ist der Verdacht, dass kindliche Leukämien durch die Strahlung dieser Leitungen verursacht werden nicht ausgeräumt. Neben den möglichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen durch die o.g. bereits existierende Leitung und die zukünftigen hier geplanten Leitungen sind wir durch die nahe Autobahn mit ihrem Lärm und den Abgasen beeinträchtigt. Eine auffällig erscheinende Häufung bösartiger Tumorerkrankungen (Karzinome, myelodysplastisch/leukämische Knochenmarkserkrankungen) in der Nachbarschaft gibt bereits jetzt zu denken.
In dem schmalen Streifen zwischen Autobahn und Dorf befinden sich bereits jetzt zwei Stromtrassen, zwei Erdgaspipelines und eine Salzlaugenleitung der Kali und Salz AG mit entsprechender Beeinträchtigung der hiesigen Landwirtschaft. Auch teilen die geplanten Trassen (SUEDLINK und P43mod) die Gemeinde Künzell in zwei Teile und nehmen ihr so einen wichtigen Teil ihrer Entwicklungsmöglichkeiten.
Die Rhön als Tourismusmagnet und Dirlos als eines der Einfallstore werden schon jetzt durch die existierenden Leitungen optisch verschandelt. Eine Erdverkabelung würde zumindest diesem optischen Missstand abhelfen. Leider sind Erdkabel im NEP für Wechselstrom nur in einigen wenigen Pilotprojekten geplant. Ich fordere deswegen unseren, jetzt schon übermäßig belasteten Raum nicht noch weiter zu belasten und zumindest eine Erdverkabelung auch beim Wechselstrom hier zuzulassen.
Ein weiterer Aspekt ist mir in der Betrachtung der Pläne auch noch wichtig. Dies ist der Wertverlust
der in Trassennähe liegenden Grundstücke und Häuser. Der Bau dieser Leitungen als Freileitungen
ohne entsprechende Entschädigung der zusätzlich auch noch gesundheitlich bedrohten Anwohner
kommt einer partiellen Enteignung gleich.
Mit freundlichen Grüßen
Stefan W.

Beitragsanhang

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