28.02.2017 - 22:55 | Martin V. | NEP

Betreff: Einspruch gegen P44 udn P44mod

Sehr geehrte Damen und Herren,
Ich bin mit einer Veröffentlichung meiner Stellungnahme einverstanden.

Zunächst möchte ich Ihnen mitteilen, dass es unverständlich und enttäuschend und nicht nachvollziehbar für mich und die Bevölkerung ist, dass trotz erheblicher Widerstände, guter Argumente, Demonstrationen und über 7000 Einwände sich an Ihren Plänen rein gar nichts verändert hat.Ihre Taktik, die Entscheidung zu vertagen und die Bevölkerung mürbe zu machen scheint aufzugehen, denn sämtliche Argumente scheinen bei Ihnen null bewirkt zu haben.
Vielleicht sollten Sie sich mal vor Ort ein Bild machen und selber feststellen, dass diese Region eine weitere Trasse niemals mehr verkraften würde.
Nach Autobahn, ICE und bestehende Strom-Trasse reicht es jetzt einfach und Ihre Ignoranz ist für jeden Bürger hier ein Schlag ins Gesicht.
Das vom Netzübertragungsbetreiber Tennet gerade durchgezogene Konsultationsverfahren widerspricht den Anforderungen des Energiewirtschaftsgesetzes, hat juristische Mängel und geht nicht auf die notwendige Darstellung des Bedarfs sowie eine Kosten-Nutzen-Analyse ein. Die Transportbedarfe und Netzanalysen nach § 12 EnWG werden nicht transparent dargestellt. Das Ziel, die Qualität der Netzentwicklungspläne durch das Konsultationsverfahren zu verbessern, wird nicht erreicht.
Mit dem Bau der Thüringer Strombrücke durch unsere Region sind bereits gewaltige Eingriffe in Natur und Landschaft zu verzeichnen. Der Coburger Raum trägt dadurch schon erhebliche Lasten an der deutschen Energiewende. Zudem hat sich das Coburger Land in der Vergangenheit bereits bei den großen Verkehrsinfrastrukturprojekten mit bundesweiter Bedeutung, wie A73 und ICE Neubaustrecke, eingebracht. Auch dadurch waren erhebliche Eingriffe in die Natur zu verzeichnen. Die heute im Gesetz stehende P43 dagegen, verteilt die regionalen Belastungen in den Bundesländern.
Durch weitere Netzverstärkungen, Trassenverläufe und Leitungsbauten für die Energiewende in jeglicher Form wird die Entwicklung der Region Coburg massiv behindert und eingeschränkt. Die Kommunen im Coburger Land werden in ihrer Entwicklung erneut zusätzlich belastet und die eh schon schwindende Bevölkerungsdichte wird sich erheblich fortsetzen, denn weder Fachkräfte werden den Weg in die Region finden, noch wird ein Wegzug verhindert.
Die Entwicklungsmöglichkeiten der Städte und Gemeinden werden in einem großen Maße eingeschränkt bzw. komplett beschnitten. Auch die Landwirtschaft musste durch die Thüringer Strombrücke bereits erhebliche Einschränkungen bei der Bewirtschaftung von Flächen hinnehmen. Mit den geplanten Leitungsneu und –ausbauten werden zusätzliche Einschränkungen auf weitere Flächen hinzukommen. Dies gefährdet unsere gepflegte Kulturlandschaft im Coburger Land.
Mit den Planungen der P44 und P44mod werden die seit Jahren intensiv geführten
Bemühungen des Coburger Landes, dem demographischen Wandel entgegenzuwirken, mit Füßen getreten! Viele Kommunen haben in den vergangenen Jahren kostenintensive Dorferneuerungsmaßnahmen oder Städtebaufördermaßnahmen durchgeführt. Mit diesen Attraktivitätssteigerungen ist es gelungen, junge Familien an unsere Region zu binden bzw. in das Coburger Land zurückzuholen, was sich auch auf die vorhandene Infrastruktur und den Belastungen für unsere Kommunen positiv auswirkt.
An zahlreichen Stellen der geplanten Trassenverläufe befinden sich FFH- und SPA-Flächen, sowie weitere Schutzgebiete. Mit den Planungen zu weiteren Stromtrassen werden das einmalige Landschaftsbild sowie Erholungsfläche dauerhaft geschädigt bzw. zerstört. Ich lehne deshalb den vorgesehenen Trassenkorridor (P44) und die Planungen zur „P44 mod“ ab.
Ohnehin ist die Notwendigkeit der Planungen in Zweifel zu ziehen. Die im NEP 2030 beschriebenen Szenarien gehen von einem Stromexport und somit vom notwendigen Netzausbau aus. Der Grund erschließt sich nicht. Wenn, dann müsste der Netzausbau ohne den Stromexport berechnet und geplant werden. Unsere Region ist nicht dafür da, dass die wirtschaftlichen Interessen der vier Stromkonzerne im Vordergrund stehen.
Seit dem Beschluss zur Energiewende wurde eine Vielzahl an neuen Leitungen/Trassen gebaut, bestehende ertüchtigt. Immer wieder wurden die Ausbaumaßnahmen damit begründet, dass es zu Engpässen oder Netzüberlastungen kommt, sobald im Zuge des Atomausstiegs die Atomkraftwerke vom Netz gehen. Die stets geschilderten Szenarien sind aber nicht eingetreten, so dass Fragen bleiben.

Ich kann nur auf Ihre Vernunft und Einsicht hoffen und appelliere an Sie in schärfster Form von Ihren Plänen abzusehen.

Mit freundlichen Grüßen
Martin V.