10.07.2012 - 13:46 | Kaj M. | NEP

Gezielte Verwirrung wird mit dem Begriff "zentrale Energieerzeugung" gestiftet: Im 1. Kapitel wird suggeriert, "zentral" bedeute, Energieerzeugung in der Nähe der Verbraucher, der Leser soll vermutlich schließen: "dezentral" bedeute, fern vom Verbraucher. Diesen wichtigen Bestandteil der Energiewende, die denzentrale, verteilte Energieerzeugung direkt am Ort des Verbrauchs, auf so absurde Weise aus dem Fokus zu nehmen, halte ich für eine Katastrophe. Dies muss im nächsten Entwurf unbedingt korrigiert werden.
Die Pläne zeigen, dass die Netzbetreiber selbst glauben, was sie da schreiben. Die tatsächliche dezentrale Energieerzeugung entwickelt sich wesentlich stärker als offenbar von den Autoren wahrgenommen, ebenso Effizienz-, Spar- und Speichermaßnahmen. Laufend entstehen neue energieautarke Dörfer und Regionen, die eine komplette Selbstversorgung organisieren und in der Lage sind, Überschüsse an die nahegelegenen Städte abzugeben. In den Städten entstehen Blockheizkraftwerk-Netzwerke, die fluktuierenden, erneuerbaren Strom wesentlich flexibler ausgleichen, als es mit Großkraftwerken möglich ist - und zwar ressourcen- und umweltschonend.
Ein kostenintensives Übertragungsnetz, das absehbar nicht ausgelastet sein wird, setzt die falschen Zeichen und bindet Gelder für eine besonders aufwändige, viel zu langwierige und teure Variante der Energiewende. Kurzsichtig wird hier der Ersatz von Atomstrom durch andere Stromquellen in gleichbleibenden Strukturen geplant. Energiewende heißt flexible, demokratische, suffiziente, nachhaltige und intelligente Energienutzung und -erzeugung, die uns garantiert, dass die in Industrieländern lebenswichtige Energie auch in Zukunft für alle verfügbar und erschwinglich sein wird. Die Weiterentwicklung des Plans erfordert also die wesentlich stärkere Einbindung der Initiativen, die in den Regionen die dezentrale Energiewende planen, um nicht zu Lasten von Verbrauchern und Steuerzahlern an der realen Entwicklung vorbeizuinvestieren.